Juli 2020: Social Distancing, Spuckschutz, Anderthalbmeter-Gesellschaft – Die Realität in einem handwerklichen Bildungszentrum

Wir haben noch keine Zeit erlebt, in der sich sprachlich und gesellschaftlich so viel verändert hat: Die Zeit nach dem Shutdown, erste langsame Schritte in Richtung Exit und die Realität in unserem Ausbildungszentrum!


Alle aktiven Ausbildungsbetriebe haben in den vergangenen Wochen leidvoll miterlebt, dass ihre Auszubildenden für ÜBL-Kurse vorgemerkt, diese dann wieder verschoben wurden, bis letztendlich am 4. Mai auch unsere Werk­stätten wieder an den Start gehen konnten. Wir konnten nur „von Woche zu Woche“, zum Teil sogar von Freitag bis Montag in Abhängigkeit geltender Verordnungen planen. Danke für Ihre Geduld und Ihr Verständnis!

Als Entschädigung ein kleiner Blick hinter die Kulissen dieser aufregenden Zeit: Stillstand, Schließung des Ausbildungszentrums durch „Unterweisungsverbot“ ab dem 16. März -Kontaktbeschränkungen, Home-Office, Videokonferenzen anstelle von persönlichen Besuchen in der Geschäftsstelle, face-to-face-Beratungen und Innungsversammlungen. Nicht alleine unser Sprachschatz hat sich verändert, wir mussten uns wie jeder Handwerksbetrieb in unserem gesamten Arbeitsverhalten auf die neuen Herausforderungen einstellen und für die Wiederaufnahme des regulären Geschäftsbetriebes rüsten.



Summa summarum war dies rückblickend eine spannende Aufgabe! Ein gesamtes Team hat sich von Corona nicht ins Handwerk pfuschen lassen und die Zeit des Shutdowns genutzt, um letztendlich am 4. Mai unter den Vorgaben der Corona-Schutzverordnung die Wiederaufnahme des Lehrgangsbetriebs und die Durchführung der Gesellenprüfungen sicherzustellen.


Die Zeit der Schließung wurde unter anderem dazu genutzt, alles in den Werkstätten, der Verwaltung und im Außenbereich der Kreishandwerkerschaft auf Vordermann zu bringen. Nachdem die Corona-Hygienemaßnahmen von Bund und Land definiert waren, konnten wir ein Hygiene-Konzept entwickeln und die inhaltlichen Abläufe auf jede Werkstatt abgestimmt festlegen: Es wurde ein völlig neues Regelwerk für die Auszubildenden entwickelt, Wegbegrenzungen und Aufenthaltszonen festgelegt, Raumbelegungen zum Teil auf die Hälfte der Kapazitäten reduziert, Raumbe­legungsdokumentationen erstellt etc..

Die Wiederöffnung der Werkstätten am 4. Mai war in der letzten Aprilwoche noch nicht für alle Beteiligten sicher, durch einen Anstieg der Infektionszahlen hätte eine weitere „Unterweisungssperre“ erfolgen können. Alle Werkstätten wurden „Corona-präpariert“ und die AusbilderInnen standen am Montag mit dem „neuen Regelwerk“ parat, um die einzelnen Gewerke grüppchenweise und zeitversetzt in die Werkstätten zu führen. In der Umsetzung der ÜBL wurde ein ganz neues Arbeiten erfunden – rückblickend war auch dies eine sehr positive Erfahrung! Sie zeigt uns, dass wir in der Lage sind, auch in kurzer Zeit neue Wege zu gehen. Sie zeigt uns auch, dass hier die starke handwerkliche Gemeinschaft in Form von den uns angeschlossenen Mitgliedsbetrieben und unserem Ehrenamt zusammenhält und sich diesen Herausforderungen stellt.

Die Begehung des Hauses mit Mundschutz ist Normalität geworden, Arbeiten auf Distanz stellt Routine dar, der Umgang mit der Existenz des Virus ist  mittlerweile Gewohnheit. Wir hoffen natürlich auf die weitere Lockerung des gesellschaftlichen- und Arbeitslebens, wissen jedoch, dass wir auch unter schwierigen Bedingungen „fast Unmögliches meistern“ können.